Spielerisch zu neuen Lösungen

Die Kraft des Unterbewusstseins nutzen.   

Design Thinking ist ein bewährter und erfolgreicher Ansatz, um neue Lösungen zu kreieren. Drei Dinge machen das Verfahren so nützlich.

– Ein schrittweiser Fahrplan

– Ein interdisziplinäres Team

– Ein spielerischer Werkzeugkasten

Diese drei Bestandteile bewirken, dass die Teilnehmer  ihre gewohnten Denk- und Lösungsabläufe verlassen und Zugriff auf den riesigen Datenspeicher ihres Unterbewusstseins erhalten. Plötzlich trauen sie sich spielerisch auch vermeintlich Unsinniges zu denken und zu artikulieren, aus dem dann ein neuer sinnstiftender und umsetzbarer Gedanke entstehen kann.

Dieser Prozess kann noch viel einfacher, schneller und effizienter ablaufen, wenn man dieses Wagnis eingehen möchte. Denn der Vorschlag, der jetzt kommt, ist durchaus etwas kühn.

Abbildung: Der Ablauf im Design Thinking

Die Light-Version

Wenn Sie sich für ein Buch begeistern, das sie gerade lesen, erleben sie eine gewisse magische Verbindung. Denn Sie verbinden mit dem vom Autor oder der Autorin angebotenen Texten bestimmte Gedanken, Erfahrungen, Wünsche oder Phantasien. Das Buch bewegt Sie. 

Was hat das nun mit Design Thinking zu tun? Die Lösung ist da, wir müssen Sie nur finden. Schnappen Sie sich das zehnte Buch aus Ihrem Regal. Blättern Sie auf Seite 52*. Gehen Sie 7 Zeilen nach unten. Lesen Sie den ganzen Satz, der sich hier befindet und suchen Sie in ihm den tieferen Sinn als Antwort auf Ihre aktuelle Frage. Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf. Sie werden überrascht sein, was für unglaubliche Dinge passieren, wenn Sie offen sind. Nutzen Sie dazu ruhig den ganzen Tag und lassen sie sich diese Gedanken immer mal wieder durch den Kopf gehen.  
* (Sie können auch jede andere Zufallszahl wählen).

Auch, wenn es Ihnen abgehoben vorkommt. Sie arbeiten hier mit Design Thinking. Denn Sie gestatten sich außerhalb der üblichen Abläufe zu denken. Sie konzentrieren sich dabei auf ein neues Thema. Und schon bietet Ihnen Ihr Unterbewusstsein für die neue, ungewohnte Situation neue Lösungen an. – Ein ganz normaler Mechanismus unseres Gehirns, den Sie auf diese Weise gezielt für sich nutzen. Sie schaffen eine Synthese aus der angebotenen Information und Ihrer Persönlichkeit.

Es funktioniert

Ich bin bei solchen Sachen eher skeptisch, doch ich habe es ausprobiert. Mein Thema war die „Überführung einer funktionierenden analogen Lösung in eine skalierbare digitale Lösung“. Meine Zufallsauswahl fiel auf unseren Wanderführer für die Brenta. Dort landete ich bei dem Satz „Nach dem Überqueren der lieblichen Almwiesen führt der Weg an der verfallenen Kapelle vorbei, um sofort in den langen und steilen, teils ausgesetzten Aufstieg zu übergehen.“

Verrückt. Genauso erlebte ich mich gerade. Bisher war es leicht, jetzt wird´s schwer. Unbekanntes Terrain. Wechselndes Wetter. Wenig Menschen. Rote Markierungen und Steinmännchen weisen den Weg. Aha, dachte ich, ich muss nach Markierungen suchen. Sicher hatten vorher auch schon andere ähnliche Ideen. Jede Markierung ist hilfreich. Die, die ich direkt vor mir sehe ebenso wie die, die 500 Meter höher liegt. 

Das Wort „Markierung“ war mein Schlüsselbegriff. Was gab es schon, woran konnte ich mich orientieren, um daraus meine eigene Lösung zu kreieren? Plötzlich war es sonnenklar!  Ich hatte zwar nicht die Lösung selbst gefunden, dafür aber den Weg zur Lösung. Und so entstand binnen sechs Wochen der Prototyp eines völlig neuen Produktes, das derzeit erste Testeinsätze erlebt.

Wahrscheinlich wäre ich durch Nachdenken und Abwägen zum gleichen Schluss gekommen. Denn es ist ja eine Lösung, deren „DNA“ in mir schlummert. – Doch so ging es nicht nur schneller, es war auch sehr inspirierend, unterhaltsam und lehrreich.

Probieren Sie es einfach mal aus.

Stichomantie 

Dieses als Stichomantie bekannte Verfahren gibt es seit der Antike. Man blätterte ein Buch durch und stach willkürlich auf eine Seite ein, um dann die Wörter um den Stich zu deuten. Timon Krause* gebührt das Verdienst, dieses Verfahren in Erinnerung gebracht und in einen neuen, sinnvollen Kontext gestellt zu haben.

*Quelle: Timon Krause (2020): Kennen wir uns? Eine Anleitung zur Menschenkenntnis. Campus-Verlag, Frankfurt am Main.