Die Organisation macht den Unterschied

Wie sich Unternehmen ausbremsen lassen. 

Die Aufbau-Organisation ist in vielen Unternehmen ein heißes Eisen, denn dahinter verbirgt sich meist eine längere Entwicklung, die zu einem bestimmten Gleichgewicht geführt hat. Ohne Not wird daran dann nichts mehr verändert. Auf die Frage, weshalb die Organisation so aufgebaut ist, lauten die Antworten häufig:

„Hat sich so im Lauf der Jahre herauskristallisiert und bewährt.“

„So bekommen wir Aufträge am effizientesten durchs Unternehmen.“

„Unsere Organisation ist kundenorientiert ausgerichtet.“

Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen und doch ist spürbar, dass die Organisation kein Aushängeschild ist, das zum Nacheifern lohnt. Denn dann würde in den Antworten mehr Enthusiasmus mitschwingen.

Diese Organisationen sind in der Regel schlagkräftig und erzeugen wenig Reibungsverluste. Sie funktionieren, sie tragen dazu bei, dass die Aufträge erledigt werden können und behindern nicht. Doch fördern Sie auch? Bringen sie das Unternehmen schnell genug weiter?

Angenommen, ein interessierter Bewerber fragt Sie im Vorstellungsgespräch: „Verfügen Sie über die beste Organisation der Branche und kennen Sie deren Beitrag zur Umsetzung Ihrer Vision? Inwieweit fördert sie Innovationen, Wachstum und Wertschöpfung?

Es ist genau dieser Beitrag, der den Unterschied zwischen einer guten und einer exzellenten Organisation macht. Ob Sie dabei auf eine funktionale, divisionale oder agile Form setzen, ist nicht die entscheidende Frage. Wichtig ist, welche Organisationsform den größten Beitrag zur Umsetzung Ihrer Strategie oder Ihrer Vision leistet.

Die Organisationsform als Schlüssel für eine erfolgreiche Strategieumsetzung

Am Beispiel Apple lässt sich dieser Zusammenhang gut verdeutlichen: Steve Jobs hat das Unternehmen nicht nach Geschäftsbereichen wie z.B. Rechner, Smartphones, Services aufgesplittet, sondern nach Funktionen. Das Hervorheben der Funktionen ermöglichte es nach seiner Erfahrung, dass sich Expertenwissen durchsetzt. Zugleich wirken die Experten anziehend auf andere Experten. Auf diese Weise erweitert sich das Know-how beständig. Die Innovationslawine und die Marktposition von Apple zeigen, dass das System funktioniert. Dabei ist die Grundüberlegung, die vor über 20 Jahren zur Einführung dieser Organisation geführt hat, bestechend klar und einfach:

(1) Was ist unser Ziel: Wachstum
(2) Wie erreichen wir Wachstum: durch Innovationen
(3) Wen brauchen wir dazu: Experten
(4) Was brauchen wir für ein Umfeld: eine „Spielwiese“ mit der „Macht“ zum Austoben
(5) Welche Organisationsform ermöglicht das am besten: eine funktionale Organisation

Die funktionale Organisationsform passt perfekt zur Strategie und Vision von Apple, die stark auf Innovationen setzen. Die Visionen von Amazon, Google, Facebook oder Microsoft sehen hingegen völlig anders aus. Deshalb nutzen diese Unternehmen auch unterschiedliche Organisationsformen und sind damit höchst erfolgreich.

Abbildung: Organisations-Charts großer US-Player nach Manu Cornet

Manu Cornets Chart bringt die Unterschiede in der Organisation bildlich auf den Punkt. Doch bei aller Unterschiedlichkeit: jede Organisationsform ist auch hier der Schlüssel zur erfolgreichen Strategieumsetzung der Unternehmen. 

Der Rückschluss für Ihr Unternehmen

Wenn Sie diese Erkenntnisse auf Ihr Unternehmen übertragen wollen, dann fragen sie sich zunächst ganz allgemein: Mit welcher Organisation arbeitet Ihr Unternehmen? Welche Vorteile hat sie gegenüber anderen? Erst danach gehen Sie in die Details. So kommen Sie zügig an die zu verändernden Stellschrauben.

Die vier Kernfragen zur Organisation lauten:

(1) Ist sie ein strategischer Wettbewerbsvorteil?
(2) Ist sie ein fundamentaler Baustein der Vision?
(3) Ist sie ein operatives Modul zur Strategieumsetzung?
(4) Was sind die nächsten Schritte, um sie zu optimieren

Mit Hilfe dieser Kernfragen können Sie eine Organisation von verschiedenen Seiten betrachten. Denn die Organisation kann ein notwendiges Übel oder einfach nur das Mittel zum Zweck sein. Sie kann aber auch eine ultimative Geheimwaffe sein, mit der Sie Ihre Strategie dauerhaft rascher umsetzen können. Wichtig ist zu wissen, wie stark die Organisation heute die Zielerreichung unterstützt und wo sie eventuell unnötig bremst.

Quelle: Shai Bernstein et al.: Flight to Safety: How Economic Downturns Affect Talent Flows to Startups, Harvard Business School, September 2020