Innerbetrieblichen Schwund verringern

Die Liebsten in Sichtweite. 

Der Inhaber eines größeren Maschinenbauunternehmens berichtete mir vor kurzem, dass im Lauf des Herbstes zwei Mitarbeiter bei ihm gekündigt hätten. Und beide hatten bei ihrem Ausscheiden „vergessen“, liebgewonnene

Accessoires, wie den vom Arbeitgeber für das Homeoffice ausgeliehenen Bürostuhl, zurückzugeben. Sie kamen dieser Pflicht erst auf Anfrage nach.

Ich fragte ihn daraufhin, ob auf den Schreibtischen dieser Mitarbeiter Bilder mit Familie oder Lebenspartner gestanden hätten. „Nein“, kam seine Antwort wie aus der Pistole geschossen. Für solche Sentimentalitäten habe er nichts übrig und dafür sei in seinem Unternehmen kein Platz. Das passe nicht ins Tagesgeschäft. „Tja, dann musst du dich aber auch nicht wundern“, klärte ich ihn auf. „Denn Professoren einer US-Business-School fanden kürzlich heraus, dass sich Mitarbeiter, die auf ihrem Schreibtisch Familienbilder haben, ihrem Arbeitgeber gegenüber signifikant redlicher verhalten als solche, die keine Familienbilder, sondern nur Landschaftsfotos stehen haben.“

Wie kann das sein?

Die Professoren kamen zu folgender Erklärung: Familienfotos bilden einen Gegenpol zu den auf Effizienz und Ökonomie ausgerichteten Werten im Arbeitsleben und wirken dadurch finanziellem Betrug entgegen.

Abbildung: So nicht. Hier fehlt das wichtige private Bild.

Eine wirtschaftliche bedeutsame Erkenntnis

Gesamtwirtschaftlich gehen sie davon aus, dass den US-Unternehmen jährlich etwa 5 % des Umsatzes durch kleinere Betrügereien wie getürkte Spesenabrechnung, Griff in die Portokasse, Diebstahl von Inventar und dergleichen verloren gehen. Mögen es bei uns in Deutschland nun auch 5 % sein, vielleicht sind es auch nur 2 %: Die Summe ist auf jeden Fall groß genug, um die Mitarbeiter zu ermuntern, Bilder ihrer Lieben am Arbeitsplatz aufzustellen – das rechnet sich.

Quelle: Ashley E. Hardin et al.: „Show me the …family: How photos of meaningful relationships reduce unethical behaviour at work“, Organizational Behavior and Human Decision Processes, November 2020